Die Ziele der Klassischen Reitkunst
Die Veränderung des „natürlichen Gleichgewichtes" - hin zum „künstlichen Gleichgewicht", bildet die Grundlage für die eigentlichen Ziele der klassischen Reitkunst - ein gehorsames und rittiges Pferd zu erhalten.
Kein Pferd wird als Reitpferd geboren, seine Natur hat das Tragen einer Last nicht vorgesehen.
Mit dem Begriff „künstlich" ist kein Verkünsteln einer Kreatur gemeint, er beschreibt vielmehr den Prozess einer naturgemäßen Gymnastik.
„...die Ausbildung des Pferdes ist eine naturgemäße Gymnastik, durch die sein gesamtes Muskelsystem geübt wird, dem Knochengerüst diejenigen Richtungen zu geben, die der Reiter gebraucht."
Gustav Steinbrecht 'Das Gymnasium des Pferdes'; Verlag Dr. Rudolf Georgi, Aachen 1995 / S. 49
Es begegnen uns zwei Hauptschwierigkeiten, dass Pferd in das „künstliche Gleichgewicht" zu setzen:
1. Die „Vorderlastigkeit" des Pferdes
2. Die „natürliche Schiefe" des Pferdes
Beide Faktoren müssen im Laufe der Ausbildung weitestgehend behoben werden.
Der Begriff Gleichgewicht wird in der Reitliteratur ganz unterschiedlich verwendet. Sehr beliebt sind Vergleiche aus der Statik. Ein Versuch der sehr unzureichend gute Antworten liefen kann, da diese physikalischen Erklärungen sich nur auf starre und nicht dynamische Körper übertragen lassen, besonders dann wenn sie laienhaft auf dem physikalischen Niveau der Untertertia beruhen.
Es ist also nicht so einfach wie es scheint, sich dieser Begrifflichkeit zu bedienen. Denken wir uns die Wirbelsäule des Pferdes als einen Waagebalken, so können wir den Ausbildungsstand des Pferdes erkennen.
Ist die Ausrichtung der Wirbelsäule abfallend zur Vorhand so trägt unser Pferd vermehrt sein Körpergewicht auf seiner Vorhand. Senkt sich seine Wirbelsäule zur Nachhand, durch die Hankenbeugung und die durch verbundene Aufrichtung der Vorhand, so trägt es sein Gewicht vermehr auf der Hinterhand.
Wichtig dabei ist, dass dieses Senken der Hinterhand mit der Aufrichtung der Vorhand harmoniert. Das ist nur dann der Fall, wenn die Aufrichtung der Vorhand am Widerrist satt findet, um noch genauer zu sein - am ersten Dorfortsatz des Pferdes, dieser befindet sich etwas oberhalb auf Höhe des Buggelenkes des Pferdes.
Pferd die sich in den Hanken biegen und den Kopf einrollen oder emporheben, zeigen keine Selbsthaltung im klassischen Sinne.
Die uns bekannten Gleichgewichtsrichtungen lassen sich einteilen in:
1. Die Remonte Schule
2. Die Campagne Schule
3. Die Hohe Schule
Lassen Sie mich noch darauf hinweisen, dass unser Sitz je nach Gleichgewichtsrichtung unterschiedliche zu verwenden ist, dass gilt besonders für unsere Gewichtshilfe. Es ist ein zu umfassendes Thema, als dass ich an dieser Stelle ausführlich darauf eingehen werde. Nur eines: Ein schweres Einsitzen - wird ein Pferd nie dazu bringen, den: „Boden nur noch aus Gefälligkeit zu berühren"
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